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La veuve du coureur
    • Eisen, Elfenbein, Regenschirmgriff; beweglich
    • Objektmass: 130 x 70 x 40 cm
    • Inv.-Nr. DS1943
    • Aargauer Kunsthaus Aarau / Depositum der Walter A. Bechtler-Stiftung
    • © ProLitteris, Zürich
    • Robert Müller (1920-2003) zählt zusammen mit Bernhard Luginbühl (1929–2011) und Jean Tinguely (1937–2002) zu den grossen Schweizer Eisenplastikern. Müller ist ab 1939 Schüler im Zürcher Atelier der französischen Künstlerin Germaine Richier (1902–1959). Sie und ihr Ehemann Otto Charles Bänninger (1897–1973) lehren Müller das Bildhauerhandwerk. Als Richier 1945 nach Paris zurückkehrt, beginnt Müller seine freie künstlerische Tätigkeit. Während eines längeren Aufenthalts in Genua versucht er, sich mit figürlichen Plastiken und Skulpturen in Gips und Bronze vom Einfluss Richiers zu lösen. Ende 1949 lässt er sich schliesslich ebenfalls in Paris nieder. Zunehmend entstehen Werke, die im Zeichen der Abstraktion stehen, jedoch immer noch Hinweise auf den menschlichen Körper geben. Sie sind geprägt von einer erotischen Spannung, die sich aus der gleichzeitigen Anziehung und Abwehr der verschiedenen Elemente speist. In einer der letzten Schmieden von Paris lernt Müller mit geschmiedetem Eisen zu arbeiten. In den Jahren von 1957 bis 1966 schafft Müller seine Hauptwerke, darunter auch La Veuve du Coureur: Die Witwe des Radrennfahrers.

      Müllers bewegliche Skulptur löst 1961 in Amsterdam einen Skandal aus: In der Ausstellung Bewogen Beweging im Stedelijk Museum wird La veuve du coureur von der Polizei aus der Schau entfernt, da eine Anspielung auf die weibliche Selbstbefriedigung vermutet wird. Dem aus Schrottei-sen zusammengeschweissten Fahrrad fehlen zwar die Räder - es bleibt somit an Ort und Stelle - allerdings wird durch die Pedalbewegungen ein Objekt aus Elfenbein durch den Sattel auf und ab gestossen. La Veuve du Coureur gilt als eines der zentralen Werke der erotischen Kunst des 20. Jahrhunderts. Über 50 Jahre nach dem Skandal in Amsterdam dürften auch die Ironie und die Prise Humor, die dem Werk innewohnen, nicht unbemerkt geblieben sein.